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Innovation: Entschlüsselte Geheimnisse sichern Überleben

Hennigsdorfer Life-Science-Firma SphingoTec lässt mit ihren Biomarkern im Blut Nierenschädigungen und andere Erkrankungen aufspüren

Blutdruck, Hormone und Laborwerte werden in der Medizin genutzt, um bestimmte Vorgänge im Körper zu verstehen und zu bewerten, was normal abläuft, oder ob Hinweise auf eine Erkrankung vorliegen. Die Biotechnologie spricht von Biomarkern. Eine Firma, die sich darauf spezialisiert hat, diese Biomarker zu identifizieren und Ärzten verfügbar zu machen, ist die Hennigsdorfer SphingoTec GmbH, die im Innovationsforum an der Neuendorfstraße ansässig ist.

Basierend auf einem tiefen Verständnis von Krankheitsverläufen forscht das Team an Biomarkern für diagnostisch unterversorgte, kritische Zustände wie etwa Sepsis, Herzinsuffizienz, akutem Nierenversagen und kardiogenem Schock. Die Biomarkertests von SphingoTec adressieren insbesondere intensivmedizinisch zu betreuende Patientinnen und Patienten, für die eine engmaschige Überwachung sowie eine schnelle und genaue Diagnose erforderlich sind, um lebensrettende Behandlungsentscheidungen zu treffen.

Diagnose verkürzt Wartezeit

Biomarker werden in der Medizin immer wichtiger – vor allem in der personalisierten Medizin für den Einsatz maßgeschneiderter Therapien und Wirkstoffe. Der Ausdruck „Biomarker“ ist laut Stiftung Gesundheit dabei als ein Oberbegriff für verschiedene Merkmale und Eigenschaften zu sehen, die man im Körper bestimmen kann. Ärztinnen und Ärzte nutzen sie, um Gesundheitsstatus sowie Krankheiten zu erkennen und um Behandlungserfolge zu messen. Proteine und Botenstoffe (Hormone) im Blut oder in anderen Körperflüssigkeiten gelten daher als Biomarker.

SphingoTec hat sich darauf spezialisiert, blutbasierte Biomarker zu identifizieren, die helfen können, lebensbedrohliche Erkrankungen zu diagnostizieren.

Dabei blickt SphingoTec inzwischen auf eine lange Historie in der Erforschung, Entwicklung und Validierung von Biomarkern zurück und stellt Testsysteme für den Einsatz in Laboren zur Verfügung. Damit werden qualitativ hochwertige Aussagen zur Beurteilung der Organfunktion ermöglicht.

Der von SphingoTec entdeckte Biomarker Proenkephalin A 119-159 - kurz: „penKid“ - ist beispielsweise in der Lage, ein akutes Nierenversagen zu identifizieren und den Schweregrad der Erkrankung damit messbar zu machen. Diese Früherkennung ermöglicht, einem weiteren Funktionsverlust der Niere rechtzeitig entgegenwirken zu können.

Multiples Organversagen verhindern

Die Informationen werden an die Ärzte, Laboranten und Schwestern übermittelt, welche anhand der Daten die optimale Therapie einleiten können. Zur frühzeitigen Erkennung dient neben dem penKid auch bioaktives Adrenomedullin 1-52 (kurz: „bioADM“), ein Biomarker für die Echtzeit-Bewertung der Endothelfunktion, das heißt der Dichtigkeit der Gefäße, bei Erkrankungen wie Sepsis oder Herzinsuffizienz. Die endotheliale Dysfunktion – als Endothel bezeichnet man die innerste Wandschicht von Lymph- und Blutgefäßen, welche eine natürliche Barriere zwischen dem Blut und seiner Umgebung bildet – verursacht die Bildung von Ödemen, Blutdruckabfall und im weiteren Verlauf multiples Organversagen.

Die Hennigsdorfer konnten mit dem bio-ADM einen dynamischen Biomarker finden, der noch vor dem Sichtbarwerden von Symptomen erkennen lässt, wie kritisch der Zustand der Betroffenen wirklich ist. Ein hohes Level von bio-ADM weist auf schwere Hypotonie, Ödembildung sowie die Notwendigkeit von blutdrucksteigernden Maßnahmen hin. Weiterhin gibt es im Produktportfolio einen Biomarker für Kardiodepression. Diese Biomarker können im Blut gemessen werden, was eine geeignete Lösung für den Einsatz in der klinischen Routine bedeutet.

Nierenversagen als globale Bedrohung gesehen

In Europa erleiden jährlich 500 von 100.000 Menschen ein akutes Nierenversagen, häufig ausgelöst durch eine Sepsis. Sepsis, umgangssprachlich auch Blutvergiftung genannt, ist eine hochgefährliche Erkrankung. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat sie 2017 als eine globale Bedrohung eingestuft. Mit rund 75.000 Todesfällen pro Jahr ist Sepsis inzwischen die dritthäufigste Todesursache in Deutschland.

Von den genannten Todesfällen gelten 15.000 bis 20.000 als vermeidbar, wenn die Erkrankung früher erkannt würde. Daher arbeitet SphingoTec weltweit mit Forschern und Klinikern zusammen um mit seinen Dienstleistungen zur Aufklärung von pathologischen Prozessen im Körper beitragen zu können, Risiken zu minimieren und Leben zu retten.

Vordenker  mit großem Verantwortungsgefühl

SphingoTec wurde von Dr. Andreas Bergmann gegründet, Unternehmer und Mitbegründer der B.R.A.H.M.S. AG, die mit Procalcitonin (kurz: „PCT“) den heutigen Goldstandard für die Sepsisdiagnose entwickelt hat. Mit seinen Publikationen konnte sich Dr. Andreas Bergmann internationales Renommee erwerben. So würdigte das Handelsblatt den Wissenschaftler schon vor zwei Jahren als einen Mann, „der bereits vor Jahren Maßstäbe gesetzt hat“.

In erster Linie partizipieren schwer kranke Patienten vom Portfolio der Hennigsdorfer Firma, da in ihrer Situation schnelle und verlässliche Informationen von entscheidender Bedeutung für die individuelle Behandlungsstrategie sind. „Wir haben es uns zum Ziel gesetzt, Kliniken dabei zu unterstützen, den Gesundheitszustand ihrer Patienten zu verbessern und wollen damit dazu beitragen, die Sterblichkeitsrate in der Intensivmedizin zu senken.

Zu diesem Zweck konzentrieren wir uns auf die Auslizensierung unserer Biomarker an globale Diagnostik-Unternehmen, um unsere Innovationen weltweit verfügbar zu machen. Wir wollen die Mediziner, die an vorderster Front der Gesundheitsversorgung tätig sind, unterstützen und ihnen die dringend notwendigen Informationen liefern“, so Jörg Menten, Managing Director and CEO der SphingoTec.

Zahlen und Fakten

    • Die SphingoTec GmbH in Hennigsdorf hat aktuell mehr als 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
    • Interessierte können sich jederzeit bewerben. Alle wichtigen Informationen finden sich auf der Internetseite der Firma.
    • Der Betrieb freut sich auf Unterstützung.
    • Mehr zum Thema findet sich unter folgenden Internetseiten oder dieser Adresse.
    • Die Initiative „Deutschland erkennt Sepsis“, eine Kampagne des Aktionsbündnisses Patientensicherheit e.V. hat aktuelle Zahlen veröffentlicht.
    • Die Firma SphinghoTec ist im Innovationsforum in Hennigsdorf zu finden.
    • Die Firma hat 2023 das Zertifikat gemäß IVDR (EU) 2017/746 der TÜV SÜD Product Services GmbH erhalten und damit die Bestätigung bekommen, dass das Qualitätsmanagementsystem des Unternehmens und das Produkt sphingotest® penKid® konform zu den Anforderungen der Verordnung über In-Vitro-Diagnostika sind.