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Mode: Vom alten Kleid zum neuen Accessoire – Made in Hennigsdorf-Nord

Mit der Idee zu Hemd’s up hat sich Sandra Schimmele einen Kindheitstraum erfüllt. Dabei sind ihr Nachhaltigkeit und Inklusion sehr wichtig.

Es sind die kleinen Sachen, die es Sandra Schimmele angetan haben. Die Muster, Streifen, schönes Material. „Schon als Jugendliche habe ich gern genäht, Eigenes hergestellt“, berichtet die Hohen Neuendorferin. Was jetzt inzwischen in der Werkstatt in der Hradeker Straße 11a in Hennigsdorf-Nord entsteht, ist professionell, schick und durchdesignt – Upcycling-Mode voll im Trend der Zeit. Aus einer „Sonntagsidee“ wurde, wie die frühere Marketingchefin eines großen Betriebes sagt, ihr eigener kleiner Betrieb.

„Ich möchte Mode nutzen, die schon da ist, an der Erinnerungen hängen oder die es so im Handel nicht gibt“, berichtet die Unternehmerin. Nach einer schwierigen Startzeit und kräftigen Einbußen während der Corona-Pandemie startet die kreative Selfmade-Macherin kräftig durch. Vor allem aus Unternehmen oder von Vereinen kommen zunehmend Aufträge. Auch für die Stadtinformation Hennigsdorf entwickelt und näht Sandra Schimmele gemeinsam mit ihrer Angestellten Nataliia Horpynych verschiedenste Produkte.

Gebrauchtes erhält ein neues Design

Da ist eine Frau, die aus den Mänteln ihrer Vorfahren ein neues Stück haben möchte. Da sind die Judo-Jacken aus einem Verein, die sich in schöne Taschen wandeln. Oder die Banner der Stadt Hennigsdorf, die für Veranstaltungen warben, und nun zu Tragetaschen umgearbeitet werden. Die Kollektion von Sandra Schimmele wächst um immer Neues.

Den Anfang machten Krawatten und Herren-Oberhemden, die keiner mehr tragen wollte. Daraus wurden praktische Behältnisse für Pinsel oder Stifte, schicke Damenblusen und Kinderkleidchen. Inzwischen haben sich Laptophüllen, praktische Täschchen für Kleingeld oder Kosmetikartikel und Dinge aller Art, verschiedenste Accessoires für Wohnen und Büro sowie Freizeit durchgesetzt. Wer auf der Website von Sandra Schimmele oder in einem Kollektionsheft blättert, wird fündig.

„Alles muss oberste Qualität haben“, legt Sandra Schimmele die Messlatte hoch. Sie kauft nur dazu, was sie nicht selbst herstellen kann – Reißverschlüsse zum Beispiel oder Knöpfe. „Ich habe mir alles selbst beigebracht, aber die Handgriffe und Kniffe vervollkommnet man immer weiter.“ Das bestätigt auch ihre Mitarbeitende, die vor dem Krieg in der Ukraine geflüchtet ist und dort ebenfalls Mode kreiert hat. „Wir ergänzen uns prima – und ich bin eine Teamplayerin, ich brauche den Austausch“, stellt die Inhaberin von Hemd’s up klar.

Mundpropaganda verschafft Aufträge

Sie sucht für ihre vielen Aufträge auch weiterhin helfende Hände. Über Mundpropaganda spricht sich langsam herum, dass die Hennigsdorfer Unternehmerin kreativ und nachhaltig arbeitet. Gerade hat sie einen Auftrag von einem bekannten Optikerunternehmen aus Eberswalde herangezogen. Für die hochwertigen Brillen aus nachhaltigen Materialien näht sie die passenden Etuis. Aber auch die Laufgruppe Oberhavel hat gerade Taschen für Zopfgummis bestellt – aus Trikots, die übrig waren, entstehen wärmende Mützen für trainierende Kinder und Jugendliche. Auch das war ein Auftrag eines Oberhaveler Vereins. So wächst die Kollektion beinahe täglich – die Individualanfertigungen kommen gut an. Jede Kundin, jeder Kunde wird individuell beraten. Seinen Stoff, seine Stücke regen zu neuen Ideen an.

Knifflige Handarbeit hat ihren Preis

Dass die Preise für die gefertigten Produkte etwas höher ausfallen als bei maschinell gefertigten dünnen Stoff-Exponaten aus dem Großhandel, sei natürlich klar. Für eine Laptophülle fallen immerhin fast drei bis vier Stunden Arbeit an. Hochwertig verarbeitet erhält der Kunde dafür die Garantie, dass keine Naht am nächsten Tag aufgeht. Die neuen Produkte sind von langer Lebensdauer.

Jede Möglichkeit, sich zu präsentieren, nutzt die Unternehmerin gern. Wie bei der Langen Nacht der Wirtschaft in Hennigsdorf. Über Pop-up-Stores, die sie anfangs bestückt hat, oder Messen, die besucht werden, schenkt Sandra Schimmele auch dem Gedanken des Erinnerns und Wiederverwertens höchste Aufmerksamkeit. So ist sie Mitglied im weltweiten Netzwerk BNI (Business Network International), das Unternehmen verbindet und Kundenakquise unterstützt. Die Netzwerktreffen dienen dem Austausch und bieten Hilfe.

Aber auch mit Behindertenwerkstätten vor Ort kooperiert Sandra Schimmele. So entstehen bei Mosaik in Berlin-Mitte oder in der Kaspar-Hauser-Stiftung in Berlin-Pankow viele Zuschnitte. „Inklusion ist ein wichtiges Thema, finde ich, wir müssen Menschen mit ihren Möglichkeiten fördern und respektieren“, schätzt die Designerin ein.

In den Produkten steckt immer Handarbeit – chemisch bearbeitete Stoffe gibt es beim Upcycling außerdem nicht mehr. „Die Stoffe haben ja schon eine lange Lebensdauer hinter sich“, schätzt die Fachfrau ein. Das ist gut für alle Menschen, die an Allergien leiden oder der Umwelt Gutes tun möchten. Stoffreste wandern in die Kleidersammlung.

Erfahrungen gepaart mit Ideenreichtum

Die Hilfe von Nataliia Horpynych, die schon 25 Jahre Berufserfahrung mitbringt, ist bei Hemd’s up von unschätzbarem Wert. „Wir konnten uns am Anfang kaum verständigen, jetzt verstehen wir uns fast blind“, blickt Sandra Schimmele auf ihre Mitarbeitende und die gelungene Integration einer Familie. Darüber freut sie sich. Und doch blickt sie schon wieder voraus.

Wer noch ein Geschenk für bevorstehende Feiertage sucht, sollte sich sputen. Denn sechs bis acht Wochen für das Umarbeiten eines Lieblingsstückes sind nötig. Sandra Schimmele hat genug zu tun – und dafür ist sie nach dem schwierigen Start dankbar.

Zahlen und Fakten

    • Hemd’s up wurde 2018 von Sandra Schimmele gegründet
    • Die Idee, gebrauchte Mode und Stoffe, umzuarbeiten und zu einer ganz neuen Kollektion zu machen, kommt gut an.
    • Die Kollektion ist unter www.hemds-up.de einsehbar.
    • Auch einen Newsletter kann man abonnieren.
    • Kontakt: Telefon 03302 4945850
    • E-Mail: s.schimmele@hemds-up.de